Felix' Aufenthalt an der Virginia Episcopal School (2009/10)

Lynchburg, Virginia, USA

Porträt
Ab heute sind es noch ca. 3 Wochen bis ich Deutschland verlassen und ein Jahr lang auf eine Boarding School in die USA gehen werde. Mein Name ist Felix, ich bin 15 Jahre alt, komme aus Gaildorf in der Nähe von Schwäbisch Hall und meine Hobbys sind Tennis und Fußball spielen.
In den USA werde ich  die Virginia Episcopal School besuchen, die wie der Name es schon sagt in dem Bundesstaat Virginia liegt. Das erste Mal wurde ich beim ssb Info-Abend in Stuttgart auf diese Schule aufmerksam und mir hat sie auf Anhieb gefallen, weil sie sowohl mit der akademischen Seite als auch der sportlichen Seite zu meinen Anforderungen und Wünschen passt. Die passende Schule war also schnell gefunden und ab jetzt stellte sich nur noch eine Frage: Gehe ich? Oder gehe ich nicht? Anfangs tendierte ich eher dazu nicht zu gehen, was vor allem, glaube ich, auf der Angst das „Gewohnte“ zu  verlassen beruhte. Letzt endlich wurde mir aber klar, was für einmalige und große Chance es ist, auf eine Boarding School in den USA zu gehen und ich entschied mich dazu doch zu gehen.
Ab diesem Zeitpunkt  fing ich nun an mich auf mein Auslandsschuljahr vorzubereiten indem ich z.B. englische Bücher las oder Filme statt in Deutsch nun in Englisch anschaute. Diese Vorbereitung wurde aber nun immer wieder unterbrochen, weil ich sehr viel Latein lernen musste. Mein Latein-Lehrer hatte mir nämlich angeboten mein Latinum ein Jahr früher zu machen und in den 6 verbleibenden Wochen bis zur schriftlichen Latinumsprüfung mich auch dafür vorzubereiten. Denn mit der Bestehung des Latinums konnte ich mir sparen in den USA Latein zu wählen und ich konnte dem ganzen Wirrwarr von Latein in Englisch statt von Latein in Deutsch zu übersetzen entgehen. Glücklicherweise habe ich das Latinum bestanden und nun war es endlich soweit, dass ich mich voll und ganz auf mein Auslandsschuljahr in den USA konzentrieren konnte.
Zur Vorbereitung auf mein Auslandschuljahr trug neben dem Lesen von englischen Büchern, englische Filme schauen, usw. hauptsächlich das Vorbereitungsseminar in Heidelberg teil. Denn hier bekamen wir vor allem „Sessions“ über  die 4 wichtigsten Themen für unseren Aufenthalt in den USA bzw. Canada: Academic Session, Health and Rules, US Culture Session, Life at a Boarding School. Die umfassende  Bearbeitung dieser Themen hat mich meiner Meinung nach sehr gut vorbereitet, auch wenn dies manchmal sehr langwierig und anstrengend war. Wir hatten beim Vorbereitungsseminar aber nicht nur Vorträge oder „Sessions“ sondern auch unseren Spaß wie z.B. beim morgendlichen Joggen oder bei Dingen wie z.B. der Talentshow.
Da es nun aber nur noch 3 Wochen bis zu meinem Abflug in München sind habe ich durchaus gemischte Gefühle. Denn einerseits bin ich aufgeregt und freue mich auf die USA, wo ich ganz neue Sache sehen und lernen kann, andererseits bin ich auch ein bisschen traurig, dass ich meine Freunde, Familie, Fußballmannschaft, Tennismannschaft, usw. bald verlassen muss.
 
… in Virginia wird es langsam kälter, die ersten Schneestürme ziehen übers Land und es leuchten immer mehr bunte Lichter an den Häusern. Das sind die Anzeichen für die Weihnachtszeit und es bedeutet gleichzeitig auch, dass ich schon ca. 4 Monate in Amerika bin. Natürlich habe ich schon viele Erfahrungen gesammelt, die ich aber nicht alle in meinem Bericht schreiben kann, deshalb versuche ich meine Erlebnisse, die für euch am hilfreichsten sind zusammen zu fassen.
Wie schon erwähnt, flog ich zusammen mit Niels (einem anderen Deutschen) nach Amerika. Wir kamen am Flughafen in Lynchburg an und wurden auch gleich herzlich empfangen. Aber dann kam auch schon mein erster Schock. Mein Zimmer entsprach nämlich ganz und gar nicht meinen Vorstellungen, es war kahl weiß, die einzigen Möbelstücke waren ein Schreibtisch und mein Bett und es gab auch keinerlei Anzeichen von meinem Roommate. Glücklicherweise waren wir aber schon gleich am nächsten Tag einkaufen und mein Zimmer sieht mit der Hilfe meines Roommates, der schon viele Einrichtungsgegenstände von letztem Jahr hatte, nun sehr passabel aus.
Mit einer Freundin
Nun komme ich zu einem Thema, das mir zugegebenermaßen schon ein bisschen Angst machte: „Das Freunde finden“. Es hat sich aber schon gleich in den ersten Tagen herausgestellt, dass dies gar kein Problem darstellt, weil die Amerikaner sehr nett und offen sind. Ein Großteil meiner Freunde stammt auch aus meiner Fußballmannschaft. Einen guten Rat, den ich euch geben kann, ist einen Mannschaftssport am Anfang zu wählen, weil man einfach schneller mit den anderen Schülern in Kontakt kommt. Unsere Fußballsaison war außerdem sehr gut und wir haben auch ein paar Schulrekorde aufgestellt. Am Schluss erzielten  wir 10 Siege, 4 Niederlagen und ein Unentschieden.
Es gibt an der Virginia Episcopal School einen Tagesablauf bei dem es nur selten Ausnahmen gibt. Dieser sieht folgendermaßen aus: Ich stehe meisten so um 7.00 Uhr auf um pünktlich zum Frühstück  um 7.30 Uhr in der Dining Hall zu sein. In den ersten Tagen fühlt man sich schon ein bisschen komisch, wenn man jeden Tag Hemd, Krawatte und Sakko anziehen muss, aber nach ein paar Tagen gewöhnt man sich daran und für mich ist es jetzt einfach ganz normal. Um 8.00 Uhr beginnt die Schule, das Schulsystem ist hier aber nicht wie in Deutschland. Man hat nur 6 Schulfächer, die aber dafür jeden Tag. Diese fungieren nach einem Rotationsprinzip, so dass man z.B. nicht in jeder 3. Stunde Englisch hat. Außerdem ist die 1. Stunde doppelt so lang wie die anderen 5 Stunden am Tag. Die Schule ist dann normalerweise um ca. 3 Uhr vorbei und nun ist es Zeit für den Sport. Man hat dann 2 Stunden Training und danach ist auch schon gleich das Abendessen. Normalerweise könnte man ja nun glauben dass der Tagesablauf nach dem Abendessen beendet ist, so ist es aber hier nicht. Man hat nämlich von 19.30 bis 21.30 „Study Hall“, in der man Zeit hat seine Hausaufgaben zu machen. Die Menge der Hausaufgaben ist hierbei deutlich größer als die in Deutschland. Es kann dann schon mal vorkommen,  dass man am Anfang bis weit in die Nacht mit seinen Hausaufgaben beschäftigt ist, aber das legt sich nach einer gewissen Einarbeitungszeit. Derzeit ist es bei mir so, dass ich jetzt meistens in der “Study Hall“ mit meinen ganzen Hausaufgaben fertig werde.
Die International Students vor dem Weißen Haus

Als Schulfach möchte ich hierbei besonders das Fach „American Culture“ hervorheben, dieses Schulfach muss jeder „International Student“ in seinem ersten Term an der VES belegen. In den ersten Schulstunden kann man vor allem ungeklärte Fragen stellen und man bekommt hier das Schulsystem erklärt. Dieses Fach ist sehr hilfreich und es hilft einem sehr sich in das Schulsystem einzufinden. Während des ersten Terms lernt man dann hier auch Dinge über die amerikanische Kultur (wie der Name des Faches schon sagt) wie z.B. die Regeln von Football, amerikanisches Weihnachten, Thanksgiving usw. Außerdem machten wir mit dieser Klasse einen Kurztrip über ein verlängertes Wochenende nach Washington.

Thanksgiving mit Freunden
Danach war aber dann auch wieder Schule und wir arbeiteten auf die Thanksgiving- Ferien hin. Der Herbst war vor allem von viel Fußballtraining und vielen Fußballspielen geprägt. Es war nicht selten, dass wir schon mal 3 Spiele in einer Woche hatten. Obwohl dies sehr zeitaufwendig war, machte es viel Spaß, weil wir zugleich auch noch erfolgreich waren. Trotzdem war ich dann froh als die Thanksgiving-Ferien vor der Tür standen und ich endlich mal entspannen konnte.
Ausflug zum Strand
Emily Wayland (eine Freundin von mir) hatte hierbei 3 Deutsche und einen Türken zu sich nach Hause eingeladen. Dies versprach viel Spaß und natürlich nahm ich diese Einladung gerne an. Ein Höhepunkt dieser Ferien war ein Ausflug ans Meer und der Aufenthalt bei Emilys Großeltern über die Feiertage. Die Thanksgiving-Ferien waren eine total neue Erfahrung für mich und es hat mir sehr gut gefallen. Ich freue mich nun auf „amerikanische“ Weihnachten und hoffe, dass es in 2010 genau so gut weitergeht.
 
…nun wird es Zeit, dass ich mich das letzte Mal bei euch melde. Mein Schuljahr ist seit 2 ein halb Wochen vorbei und ich blieb 2 weitere Wochen in Amerika, um mit meiner Familie Urlaub zu machen. Ich habe zwar noch ein bisschen Jetlag, aber ansonsten habe ich mich in Deutschland soweit wieder eingegliedert. Ich will euch jetzt ein paar Informationen über meinen letzten Term und eine kleine Zusammenfassung über mein ganzes Auslandsjahr in den USA geben:
Mein Sport im Frühling war Tennis. Wir waren ziemlich erfolgreich und endeten am Schluss mit 8 Siegen und 4 Niederlagen. Auch in der Schule wurde es immer besser und es dauerte nun viel kürzer, meine Hausaufgaben zu machen. Zudem hat mir der Frühlings-Term auch viel besser gefallen als der Winter-Term, weil die Leute viel lockerer und fröhlicher waren. Meine Frühlingsferien habe ich mit einer Freundin in San Antonio, Texas, verbracht, was mit sehr gut gefallen hat.
Finals
Im Frühlings-Term gab es vor allem 2 große Events: Finals und Graduation. Finals ist so was wie bei uns Abschlussball. Ich war mit einer großen Gruppe zuerst essen und danach gingen wir zu dem eigentlichen Tanz, wo dann alle waren. Graduation ist das größte Event im Jahr, beim dem viele Auszeichnungen für sportliche und akademische Leistungen verliehen werden. Das wichtigste ist aber, dass die Seniors ihre Diplomas bekommen.
Graduation der Seniors

Ich kann nur jedem empfehlen, auch ein Jahr in den USA oder Kanada zu machen. Es hilft einem nicht nur, sein Englisch zu verbessern, sondern man macht auch ganz neue Erfahrungen und bekommt andere neue Eindrücke. Zudem wird man viel selbständiger, weil man sich um alles selbst kümmern muss wie z.B. seine Wäsche selbst waschen, usw. Außerdem lernt man auch andere Kulturen kennen, denen man gegenüber offen sein muss. Ich habe auch viele neue Freunde kennen gelernt, mit denen ich unbedingt in Kontakt bleiben will. Natürlich fällt es schwer seine Familie und Freunde für ein Jahr zu verlassen, aber es lohnt sich auf jeden Fall. Ich hab ganz und gar nicht bereut, dieses Jahr gemacht zu haben und ich würde es auf jeden Fall wieder machen.